1.FC Eislingen 1914 e.V.
100 Jahre Fußball
Württembergischer Pokalsieger 1956/1978
„Der kleine FC Bayern“ feiert in der Stadthalle mit den Pokalhelden von 1956 und 1978 und Ex-Profi-Kicker Danny Schwarz als Ehrengäste, Teamgeist und Kameradschaft.
Diese Tugenden waren Garant für die großen Erfolge des FC Eislingen - und dafür, daß am vergangenen Freitag überhaupt gefeiert werden konnte. So wurden auch existentiell bedrohliche Krisen gemeistert.
Der rund 900 Mitglieder zählende, größte Fußballverein im Kreis ist 100 Jahre geworden. Das war vor fünf Jahren nicht unbedingt selbstverständlich. Am 10.1.1914 gründeten 37 junge Männer im Klein-Eislinger Saalbau den 1.Fußball Club der Stadt.
Seither gab es Höhen aber auch Tiefen. Die schwerste Zeit der Blau-Weißen liegt erst kurz zurück. 2008 erschütterte ein Finanzskandal den Verein bis in seine Grundfesten und hinterließ auch in der sportlichen Talfahrt bis heute seine Spuren. Präsident Rainer Interwies, der selbst ein Drittel der Vereinsgeschichte im Vorstand des FCE sitzt, betonte, daß nur durch erhebliche finanzielle Leistungen einiger Mitglieder der Ruin abgewendet werden konnte. „Ohne Euch würde es den FCE seit 2009 nicht mehr geben”, rief der Präsident den Rettern zu.
So aber konnte in der Geschichte des FCE, die sich schon jetzt „so spannend wie ein Bestseller liest” (OB Heininger) ein neues Kapitel aufgeschlagen werden.
die BigBand des EKG unter der Leitung von Dieter Läßle und ein gut abgestimmtes Programm bildeten den würdigen Rahmen für den Festakt.
Nach den Grußworten begab man sich auf eine Zeitreise in 100 Jahre Fußballgeschichte, präsentiert von Barbara Decker. Ein Hauch von Sport-Studio wehte über die entsprechend dekorierte Bühne. Und das vor einer bestens gefüllten Stadthalle mit geladenen Gästen. „Volles Haus, das Spiel ist ausverkauft”, verkündete Knut Bauer, der vom SWR bekannte Moderator zu Beginn des Abends. Er führte souverän und unterhaltsam durch das Programm.
Hervorragende Jugendarbeit, wie ein roter Faden zog sich das Lob für die Jugendarbeit des FC Eislingen durch den Abend, durch sieben Grußworte und mehrere Talkrunden. Der FCE lasse sich von diesem Weg auch nicht abbringen, versprach Präsident Rainer Interwies, auch wenn man immer wieder schmerzliche Verluste hinnehmen müsse: „Viele junge Spieler folgen leider regelmäßig dem Geld und den Versprechungen anderer Vereine”.
Derzeit nehmen 17 Jugendmannschaften des FCE am Spielbetrieb teil. Schwierige Phasen durchlebte der Verein auch nach den beiden Weltkriegen. Goldene Zeiten brachten dagegen die 50er und 70er.
Stützen der württembergischen Pokalsiegermannschaften von 1956 und 1978 plauderten im zweiten Teil des Abends über ihre Erinnerungen.
Unterschiede zum heutigen Fußball und gaben Ratschläge für die aktuelle Erste Mannschaft. Sie spielt derzeit in der Bezirksliga und strebt den Aufstieg in die Landesliga an. „Das ist Pflicht für einen reinen Fußballklub”, so Präsident Interwies.
Dass die Erwartungen an den FC Eislingen aufgrund seiner Historie allgemein höherklassig sind, wurde an manchen Zwischentönen deutlich.
So verlieh der Präsident des WFV in einem bejubelten Versprecher seiner Freude Ausdruck, „wenn Sie wieder Deutscher Meister werden” und Altstar Franz Raßhofer verkündete ins Mikrofon des keineswegs erstaunten Knut Bauer, dass der FCE für ihn schon immer „der kleine FC Bayern” gewesen sei. Die Bezirksliga kann daher nur eine Etappe auf der momentanen Durststrecke sein.
OB Heininger: „Sie sind ein Vorbild in der Vereinslandschaft über die Stadtgrenzen hinaus”
Mit einem äußerst launigen Grußwort erfreute Oberbürgermeister Klaus Heininger die Festgesellschaft. Er bewies Ballgefühl und ein authentisches Verständnis für Emotionen die es nur beim Fußball gibt. Er hatte dem FC neben einer Geldspende auch einen Sack voll glänzender Fußbälle mitgebracht. Die mußte sich der Verein aber verdienen.
Der geschäftsführende Vorsitzende Thomas Rupp, der nach seiner aktiven Zeit als Spieler und Trainer dem Vorstand seit einem knappen Vierteljahrhundert angehört, der Kapitän der Ersten Mannschaft, Steffen Dangelmayer, Präsident Interwies sowie das an diesem Abend zum Ehrenmitglied ernannte ehemalige Stadtoberhaupt Bürgermeister Günther Frank mußten diese durch Balljonglage erspielen.
Moderator Knut Bauer war beeindruckt: „Sie können stolz sein auf den FC und auf Ihren OB !”
Der Präsident des Württembergischen Fußballverbandes, Herbert Rösch hob „die gigantische Verantwortung” des Fußballsports hervor. Dieser werde der FCE in höchstem Maße gerecht.
Der Präsident des Sportkreises, Lothar Hilger, lobte - auch im Namen des Landrats -, die Fußballjugend des Vereins als „Aushängeschild schlechthin”.
„Grandioser Vorzeigeverein“ Für den Vorsitzenden des Fußbalbezirks Neckar-Fils, Karl Stradinger, war der FC in seiner Karriere als Spieler, Schiedsrichter und Schiedsrichterobmann immer „ein grandioser Vorzeigeverein”. Viele namhafte Personen hätten zum Erfolg beigetragen. Unter vielen Anderen erwähnte er unter großem Beifall auch Ehrenjugendleiter Günter Seeger, den Generationen von Kickern noch kennen und der an diesem Abend aus gesundheitlichen Gründen nicht dabei sein konnte.
Während die meisten Gäste Schecks und Bares sowie Urkunden und Plaketten dabei hatten, hatte Stradinger das Angebot zur Ausrichtung des Final Four um den Bezirkspokal in diesem Jahr mitgebracht. Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Eislinger Vereine, Rolf Riegler, bezeichnete den FC als einen der sozial engagiertesten Vereine: „Auf den Sportplätzen leisten Sie eine nahezu unbezahlte Arbeit zur Integration”.
Er verwies auch auf die Hocks und Feste, die der FC Jahr für Jahr schultert. Der Hock in Maiers Garten wurde 1985 Ins Leben gerufen, die Karfreitagswanderung gibt es ununterbrochen seit dem Jahre 1928. Auch die SPD- Bundestagsabgeordnete trägt den roten Brustring Die Gemeinschaftsstiftende Idee des Fußballs und deren Notwendigkeit in einer immer komplexer werdenden Welt hob die Bundestagsabgeordnete Heike Baehrens hervor. In einer Zeit in der auch der Fußball nicht mehr vor Outings verschont wird, überraschte die SPD-Bundestagsabgeordnete mit einem erfreulichen Bekenntnis zu den Roten aus Cannstatt. Seit etlichen Jahren sei sie Mitglied des VfB.
Auch im Namen des grünen Landtagsabgeordneten Jörg Mathias Fritz sprach die CDU Landtagsabgeordnete Jutta G. Schiller das Grußwort. 100 Jahre FC, das seien auch 100 Jahre Gemeinschaft und Leidenschaft, ganz im Sinne des Vereinsliedes „Blau-Weiß wie lieb ich Dich”. Zahlreiche Ehrungen durch den Verein und die Verbände schlossen sich an.
Unter anderem auch für Manfred Römer, der mit insgesamt 16 Trainerjahren die längste Amtszeit aller Trainer aufweisen kann und somit „der Otto Rehhagel von Eislingen ist” (Knut Bauer).
In passendem Rahmen beim Jubiläumsabend des Vereins zum hundertjährigen Bestehen, zeichnete FC-Präsident Rainer Interwies in der vollbesetzten Eislinger Stadthalle auch einige Mitglieder für ihre langjährige Treue zum 1. FC Eislingen aus.
Das silberne Ehrenzeichen für 25-jährige Mitgliedschaft beim FCE erhielten: Manuel Österle, Jürgen Bauer, Jochen Hammes, Jürgen Frieß und Manfred Koppik. Mit dem goldenen Ehrenzeichen für 40-jährige Vereinstreue konnten Karl Kriz, Eugen Spahr, Hubert Steeger und Manfred Römer ausgezeichnet werden. Zu Ehrenmitgliedern für 50-Jährige Vereinstreue wurden Martin Büchler, Günther Frank, Günther Götz, Wolfgang Groß, Werner Maier, Eitel Rauch, Bernhard Sihler Heinz Mayer und Heinz Kiefhaber ernannt. Die Kandidaten der Vereinsehrung
Eine besondere Ehrung wurde dem Mannschaftskapitän der 1. Mannschaft des FCE, Steffen Dangelmayer, zuteil. Er durchlief alle Jugendmannschaften des Vereins und konnte jetzt für mehr als 200 Spiele in der 1. Mannschaft mit dem silbernen Spielerehrenzeichen ausgezeichnet werden.
Auch der Sportkreisvorsitzende Lothar Hilger, der sich aus Verbundenheit da sein Sohn langjähriger Spieler des FCE war, auch immer wieder die Heimspiele des Vereins anschaut, konnte Ehrungen durch den Württembergischen Landessportbund WLSB vornehmen.
So erhielt der langjährige AH und Seniorenleiter Günter Czemmel das WLSB-Ehrenzeichen in Silber.
FC-Präsident Rainer Interwies wurde von Lothar Hilger das Goldene Ehrenzeichen des Württmbergischen Landessportbundes für seine besonders langjährige Tätigkeit in den Vereinsämtern des 1. FC Eislingen verliehen. „Sie betreiben eine exzellente Jugendarbeit, machen sie weiter so.“, lobte Hilger die Aktivitäten des FCE in diesem Bereich. Die Ehrungen durch den Württembergischen Fußballverband nahm der Bezirksvorsitzender Karl Stradinger vor.
Die Ehrennadel in Bronze erhielten Günter Czemmel und der Wirtschaftsausschussvorsitzende Gerhard Schick.
Die Jugendleiter Ehrennadel in Silber erhielt der langjährige Jugendmitarbeiter Peter Heck für seine geleistete ehrenamtliche Tätigkeit.
Mit der Ehrennadel in Silber konnten der Geschäftsführende Vorsitzende Thomas Rupp und FC-Präsident Rainer Interwies in Empfang nehmen. Der Bezirksvorsitzende Karl Stradinger betonte in seinem Grußwort, das er schon als Schiedsrichter immer sehr gerne nach Eislingen gekommen ist und sich beim FC auch immer sehr wohl gefühlt hat.
In der letzten Talkrunde des Abends mit Ex-Profi-Kicker Danny Schwarz und Jugendtrainer Filip Bilac
betonte Schwarz, daß man nicht bereits in der D-Jugend bei einem großen Verein kicken müsse. Das vertraute soziale Umfeld sei in diesem Alter wichtiger. Er selbst hatte alle Jugendmannschaften beim FCE durchlaufen, Wechselangeboten widerstanden und war erst im Alter von 20 Jahren zum VfB gewechselt.
Heute ist er Co-Trainer der U19-Junioren des FC Bayern und sieht mit Grausen wie Biographien zerstört werden, mitunter weil die Eltern „Dollarzeichen in den Augen haben”.
Filip Bilac berichtete von der FairPlay-Aktion des Vereins im letzten Jahr für die es ebenfalls viel Lob von allen Seiten gegeben hatte. Der FCE hatte unter Anderem damit auf eine Schlägerei am Rande eines Spiels der F-Jugend reagiert. „Der FC hat alles richtig gemacht”, wurde an diesem Abend nicht nur einmal konstatiert.
Daß der Verein auch an einem solchen Abend kritische Themen, die den Fußballsport zwangsläufig begleiten, zum Thema machte, zeigt die enorme Größe und Kraft des FCE.
Daher können dem Verein nur gute Zeiten bevorstehen,
war der einhellige Tenor an diesem Gala-Abend.